celestial harmonies
peter michael hamel

 

Geboren am 15. Juli 1947 in München, erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von fünf Jahren bei seiner Großtante Amalie Jensen-Pletsch, später kamen Violine, Violoncello und Horn hinzu. 1965-70 studierte Hamel Komposition, erst privat bei Fritz Büchtger, anschließend an der Staatlichen Hochschule für Musik in München bei Günter Bialas. Im gleichen Zeitraum auch Musikwissenschaft bei Thrasybulos Georgiades und Carl Dahlhaus, Soziologie und Psychologie in München und Berlin, Beschäftigung mit Free Jazz, politischem Kabarett, Musique Concrète und Elektronik. Schauspiel- und Fernsehspielmusik für Inszenierungen seines Vaters Kurt Peter Hamel (1911-1979). Zwischen 1969 und 1974 arbeitete Hamel vorwiegend mit amerikanischen Komponisten zusammen, etwa mit John Cage, Morton Feldman und Terry Riley. Er nahm als Mitarbeiter von Josef Anton Riedl an dessen multimedialen Projekten teil, besuchte Seminare von Karlheinz Stockhausen, improvisierte mit Jazzmusikern, aber auch mit Luc Ferrari und Carl Orff und praktizierte freies Stegreifspiel in der von ihm mitgegründeten international besetzten Improvisationsgruppe Between (sechs wiederveröffentlichte CDs bei intuition/wergo). Ab 1971 begann Hamel als Pianist, Organist, Sänger und Live-Elektroniker mit eigenen Werke aufzutreten und zahlreiche Tourneen mit dem Goethe-Institut zu unternehmen, die ihn unter anderem nach Bombay, Delhi, Madras, San Francisco, New York, Toronto, Seoul, Osaka, Kyoto, Rom, Dublin, Glasgow, Moskau, Madrid, Lissabon, Paris und Prag führten. Auf mehreren Asienreisen beschäftigte er sich seit 1973 mit dem Studium fernöstlicher Gesangstile und Tonsysteme. Sein daraus gewonnenes Wissen sowie ästhetische Reflexionen zur Musik seiner Zeit fasste er in dem 1976 erschienenen Buch Durch Musik zum Selbst zusammen (Taschenbuch in 7. Auflage bei Bärenreiter). Während seines Stipendiumaufenthaltes in der Villa Massimo in Rom 1979/80 entstand das erste abendfüllende Bühnenwerk Ein Menschentraum, 1981 in Kassel in der Inszenierung von Dieter Dorn uraufgeführt. Vortrags- und Konzertreisen führten ihn 1982-1990 durch Europa, USA und Asien. In diesem Zeitraum entstanden neben vielen Kammermusikwerken (darunter das 1986 vom Kronos-Quartett bei den Darmstädter Ferienkursen uraufgeführte Zweite Streichquartett), verschiedene Bühnenmusiken für die Münchner Kammerspiele, sowie die Lyrikoper Kassandra (uraufgeführt 1987 bei den Frankfurt Festen). Außerdem wurde seine Musik mehrfach bei den IGNM-Weltmusiktagen aufgeführt, ebenso bei den Salzburger Festspielen und den Berliner Festwochen. Orchester- und Chormusik für die Donaueschinger Musiktage und alle deutschen Rundfunkanstalten. Seine erste große Sinfonie Die Lichtung erklang 1988 zum Abschluß der 1. Münchener Biennale unter Sergiu Celibidache, bei dem Hamel Phänomenologiestudien betrieb, 1990 folgte ein Violinkonzert für Christiane Edinger in der Reihe Musica Viva in München. 1994-96 lehrte Hamel als Gastprofessor an der Musikhochschule Graz. Als Auftragswerk zum 100. Geburtstag der Münchner Philharmoniker 1995 entstand die erfolgreich aufgeführte Missa. Anschließend schrieb der Komponist weitere oratorische Werke, wie die Passion (uraufgeführt mit Dietrich Fischer-Dieskau) und Die Menschenrechte für mehrere Solistinnen und Schulchöre. Sein vielleicht radikalstes Musiktheater-Projekt, das aus einem Musiktheater und einer Radiokomposition bestehende Shoah setzt sich mit dem Holocaust auseinander (1990-96); die darin enthaltenen Fünf Tore für Orchester wurden 2009 innerhalb der Hamburger Reihe das neue werk mit dem Sinfonieorchester des NDR (Dirigent: Jens Georg Bachmann) uraufgeführt. Hamels Orchester-, Chor- und Kammermusikwerke sind bei Bärenreiter, E.R.P. und Schott verlegt, zahlreiche CD-Veröffentlichungen bei wergo/intuition und Celestial Harmonies, TV-Produktionen, Filmportraits und Stummfilm-Neuvertonungen für den BR (Passion, 1997) und das ZDF (SWD, Der lebende Leichnam, Dr. Caligari). Veröffentlichungen auf CD 2007: Alexander String Quartet (Streichquartette 3 und 4 und Streichtrio) und Vom Klang des Lebens mit Roger Woodward, der 2009 auch im Münchener Gasteig die konzertante Weltpremiere des einstündigen Klavierwerkes spielte, sowie Traumzeit mit dem irischen Flötisten William Dowdall. Von 1997-2012 war Hamel als Professor für Komposition und Theorie an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater tätig, auch als Leiter des Studio 21 für aktuelle Musik und als präsidialer Beauftragter für interkulturelle und interdisziplinäre Projekte. In Hamels Kompositionsklasse machten so erfolgreiche und verschiedenartige junge Komponisten wie Jörn Arnecke, Minas Borboudakis und Sascha Lino Lemke ihr Diplom; seine Studierenden im Multimedia-Masterstudiengang kamen aus Argentinien, China, Frankreich, Griechenland, Kolumbien, Rumänien, Portugal und Südkorea. Mit dem 1998 gegründeten Interkulturellen Musikinstitut in Aschau/Chiemgau, dem Hauptwohnsitz seiner siebenköpfigen Familie, schuf Hamel ein über die Grenzen des akademischen Betriebs hinaus arbeitendes Forum für harmonikale Grundlagenforschung, akustische Kunst, Ethnomusikologie, Gruppenimprovisation, sowie Stimm- und Atemarbeit. Zehn Jahre lang war Hamel Vorsitzender der Musiksektion an der Freien Akademie der Künste, Hamburg, und im Juli 2007 wurde er in die Bayerische Akademie der Schönen Künste aufgenommen. Seine 2. Sinfonie Die Auflösung für Chor und Orchester (2000-2007) hatte 2008 ihre Premiere bei der 11. Münchener Biennale. Derzeit arbeitet der Komponist an einem umfänglichen Musiktheaterprojekt zum Thema Nahtoderfahrungen: last minute, eine Teiluraufführung fand am 18.6.2009 in der Münchner Musica Viva statt. Zahlreiche Preise würdigten sein Schaffen, darunter Förderpreise der Städte Bonn (1974), Stuttgart (1975), München (1977), der GEMA-Stiftung (1981), zweimal Rostrum of Composers, Paris. Hamel war composer-in-residence in Galway, County Mayo, Republik Irland und beim Schleswig Holstein Musikfestival 1988. Im gleichen Jahr folgte der Schwabinger Kunstpreis der Stadt München und 1994 ein Preis beim Carl-Orff-Wettbewerb für zeitgenössisches Musiktheater. Im Juli 2007 wurde er für seine Chormusik mit dem Gerhard-Maasz-Preis ausgezeichnet und im November 2008 wurde ihm der Gerda- und Günter-Bialas-Kompositionspreis verliehen. Zu Hamels 60. Geburtstag schrieb der deutsche Bundesminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann: „...als Wanderer zwischen den musikalischen Welten sind Sie ein Pionier: von Neuer Musik über Jazz und Rock bis zu außereuropäischen Einflüssen reicht das Spektrum der Traditionen, aus denen Ihre Musik schöpft. Aus immer neuen Quellen haben Sie Inspiration für Ihre Werke gewonnen und dabei doch ein ganz eigenes, originäres Universum geschaffen. Mit ihren Grenzüberschreitungen haben Sie das Musikleben in Deutschland außerordentlich bereichert und gehören heute zu den herausragenden Komponisten der Gegenwart.″ Literatur: Peter Michael Hamel Ein neuer Ton: Schriften zu einer ganzen Musik (Allitera Verlag, München, 2007) Frank Helfrich: Zwischen den Welten: zum Komponieren von Peter Michael Hamel (Pfau Verlag, Saarbrücken, 1999)
peter michael hamel the arrow of time / the cycle of time capella istrapolitana jaroslav krcek daniela ruso, clavicembalo

 

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